Eventrückblick: Regulierte Nachhaltigkeitsberichte in der Schweiz – Erste Erfahrungswerte und Lessons Learned

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Rund 40 Nachhaltigkeitsexpert:innen, Jurist:innen und Interessierte aus der Wirtschaft tauschten sich am Mittwoch, 19. Juni 2024, an einem von Taktkomm zusammen mit MLL Legal organisierten Anlass in der Paulus Akademie in Zürich über die nicht-finanzielle Berichterstattung nach Art. 964 OR. aus. Die aktive Beteiligung, an der von der NZZ-Journalistin Zoé Baches im Anschluss an die Referate geleiteten Diskussionsrunde, und die vielen offenen Fragen zeigten, dass das Thema beim Publikum auf grosses Interesse stösst und vor welchen Herausforderungen die Verantwortlichen aufgrund der anhaltenden Regulierungsflut stehen.

 

Einen praktischen Einblick in die Berichterstattung nach OR erhielten die Anwesenden von den beiden Key-Note-Speakerinnen Kerstin Brems, Global Head ESG Legal von Implenia, und Magdalena Podoska, Head of Sustainability Reporting von ABB. Beide Unternehmen hatten bisher schon freiwillig sehr umfassend über ihre Nachhaltigkeit berichtet, haben nun für die Berichterstattung nach OR ihre Strukturen angepasst, stellen ihre Berichte jedoch weiterhin auf GRI-Standards ab.

Anzupassen waren nicht nur die Strukturen der Berichte, sondern auch die organisatorischen Strukturen. Entsprechend hoch war in beiden Unternehmen der Aufwand an personellen wie finanziellen Ressourcen. So wurden abteilungsübergreifende Ausschüsse gebildet, welche die nicht-finanzielle Berichterstattung nach OR an die Hand nahmen und die Vorbereitungen für künftige Berichterstattungen (u. a. nach CSRD) einschliesslich der Überarbeitung von Lieferantenverträgen sowie der Digitalisierung der Daten vorantreiben. Den beiden Unternehmen ist klar, dass sich all diese Herausforderungen nicht von heute auf morgen lösen lassen, sondern dass es sich vielmehr um einen langfristigen Prozess handelt. Beide Referentinnen sehen die Berichterstattung nach OR nur als einen Zwischenschritt in einer Reihe von bevorstehenden Neuerungen und verschärften Richtlinien.

Frühe Vorbereitung zahlt sich auch für kleine Unternehmen aus

Dass die Flut an internationalen Regulierungen rund um die Nachhaltigkeitsberichterstattung anhalten wird, bestätigten Alexander Vogel und Michèle Sidler von MLL Legal. Sie machten in ihrem gemeinsamen Referat deutlich, dass es sich nicht nur für grosse Unternehmen, sondern auch für KMU’s auszahlt, sich frühzeitig mit den Regelungen zu befassen und entsprechende Vorbereitungen zu treffen. So würden gerade auch kleinere Unternehmen langfristig davon profitieren, wenn sie bei einem allfälligen Verkauf oder einer bevorstehenden Nachfolgeregelung die internen Strukturen bereits vorweisen können, die erforderlich sind, um nach OR oder künftig nach CSRD zu berichten.

Klare und messbare Nachhaltigkeitsziele, griffige Massnahmen

Eine zentrale Herausforderung für die Unternehmen ist vor diesem Hintergrund, den Fokus nicht zu verlieren. Hier helfe das Setzen von klaren und messbaren Nachhaltigkeitszielen sowie die Beschränkung auf die für das berichtende Unternehmen wesentlichen Themen und Massnahmen, bekräftigte Franziska Gumpfer, Geschäftsführende Partnerin bei Taktkomm, in ihrem Referat. Die Agentur hat auf die Veranstaltung hin eine grosse Anzahl von Berichten von Schweizer Unternehmen ausgewertet. Die Erwartungen, dass die Berichterstattung nach OR zu mehr Transparenz, Sachlichkeit und besserer Lesbarkeit führe, haben viele Unternehmen mit ihren aktuellen Berichten nicht erfüllt. Viele Unternehmen tun sich schwer, ihr Geschäftsmodell in klar verständlichen Sätzen oder Grafiken zu beschreiben oder ihren Berichterstattungspflicht in kritischen Themen wie Korruption, Kinderarbeit oder Konfliktmineralien transparent nachzukommen. Das zeigte auch die Auswertung der Stimmrechtsempfehlungen von Ethos: Die schweizerische Stiftung für nachhaltige Entwicklung hat sich im vergangenen Halbjahr bei 74 von insgesamt 134 Nachhaltigkeitsberichten von börsenkotierten Schweizer Unternehmen für ihre Ablehnung ausgesprochen.

CSRD-Richtlinien machen Hoffnung auf mehr Transparenz und Messbarkeit

Der Konsens in der von Zoé Baches, NZZ Neue Zürcher Zeitung, moderierten Diskussion war denn auch einhellig: Zwar wurden mit der Berichterstattung nach Art. 974 OR durchaus weitere Fortschritte in Richtung mehr Sachlichkeit (Zahlen & Fakten) erzielt, aber eine wirkliche Verbesserung in Sachen Transparenz und Vergleichbarkeit erwarten die Expert:innen erst mit der Berichterstattung nach CSRD. Für eine bessere Übersicht sowie mehr Glaubwürdigkeit ist zudem ein Management-Summary mit den wichtigsten Informationen auf einen Blick sowie das Offenlegen auch von kritischen Punkten unerlässlich. Damit erhoffen sich die Nachhaltigkeitsexperten nicht zuletzt auch mehr Interesse von den Medien bzw. der Öffentlichkeit an ihrer Berichterstattung.

Was einen guten Nachhaltigkeitsbericht auszeichnet

  • Transparent, aber strukturiert und fakten- und zahlenbasiert
  • Wesentlichkeitsanalyse als Basis für Strategie und Berichterstattung nutzen, nicht umgekehrt
  • Auch Kritisches erwähnen und erläutern, wie man daran arbeitet (nicht nur «Gutes» berichten)
  • GRI-Standards hilft bei vielen Auslegungsfragen
  • Eine gute Zusammenfassung gehört dazu, umso mehr bei umfangreicher Offenlegung

Taktkomm begleitet bereits heute diverse Schweizer Unternehmen aus verschiedenen Branchen, die ihren Nachhaltigkeitsbericht nach bestehenden, weltweit anerkannten Standards wie GRI Standards 2021 erstellen und die neuen Vorgaben des Schweizer OR bzw. der EU-Richtlinien berücksichtigen.

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