Taktgeber 06|2020: Brennpunkt EU-Regulierungen im Bereich Sustainable Finance
von Benedikt Gratzl
Grüne Welle oder regulatorische Flut?
Ende 2019 ist die EU-Taxonomie verabschiedet worden. Das Klassifikationssystem ist Teil eines EU-Aktionsplans für ein nachhaltiges Finanzwesen («Sustainable Finance»). Diese Regulierungen betreffen nicht alleine Finanzinstitute oder institutionelle und private Anleger, sondern alle Unternehmen. Denn die EU will die Geldflüsse in nachhaltige Projekte umleiten, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Damit ist auch die Unternehmensfinanzierung betroffen. Die Unternehmen werden zudem aufgefordert sein, transparent zu machen, wieviel Prozent Umsatz sie mit welchen grünen Aktivitäten gemäss EU-Taxonomie erwirtschaften. Eine entsprechende Überarbeitung der heute gültigen CSR-Richtlinie zur Berichterstattung ist bereits aufgegleist.
Wie es aktuell um die Berichterstattungen der Unternehmen steht, was die Verschärfung der Berichtersattungsanforderungen und die EU-Regulierungen insgesamt bedeuten, diskutiert Taktkomm mit den beiden Nachhaltigkeitsspezialisten Regina Schwegler (Inrate AG) und Eckhard Plinke (Vontobel Asset Management). Und da vieles bei den neuen EU-Regulierungen noch «work in progress» ist, ist schnell klar: Es kommen noch so einige Herausforderungen auf die Banken und die Unternehmen zu.
Unser Fazit: Die neuen EU-Regulierungen werden ebenfalls für Schweizer Banken und Unternehmen Auswirkungen haben. Früher oder später werden auch sie ökologische und soziale Standards bei den Kredit- und Investitionsentscheidungen berücksichtigen müssen. Und sie werden wohl auch die verschärften EU-Anforderungen in der Berichterstattung übernehmen müssen, die mit grosser Wahrscheinlichkeit eine Prüfpflicht beinhalten werden. Schweizer Unternehmen und Banken tun gut daran, sich bereits heute mit den Veränderungen auseinanderzusetzen, um sich frühzeitig zukunftsgerichtet zu positionieren.